Mut für den Security check
- Martin Anger
- 15. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Ich war gestern bei der Vienna Pride. Genauer gesagt bei der Abendveranstaltung und ich bin dort mit einem Mann namens Manuel ins Gespräch gekommen. Wir haben wir uns über unsere Sexualität und Liebesbeziehungen ausgetauscht und das Gespräch war offen und von beiden Seiten sehr ehrlich.

Die Eingänge zu der Hauptbühne waren zu dieser Zeit geschlossen und irgendwann stand auf dem Display außerhalb der Hauptzone vor dem Wiener Burgtheater, dass nun wieder Eintrittsmöglichkeiten sind. Ich machte Manuel den Vorschlag, ob er reinschauen möchte und dann hat er mir mitgeteilt, dass er etwas Marihuana in einem kleinen Glasgefäß bei sich hat. Er meinte - ich schreibe hier in meinen Worten - : "Ich war vorher schon mal beim Eingang, aber die große Anzahl an Polizeiaufgebot, hat mich etwas eingeschüchtert und ich hatte Paranoia." Sein Ausdruck war irgendwie süß und nicht krankhaft, um ihn hier in einem sympathischen Licht darzustellen. Denn das war er.
"Dann findet sich sicher eine Lösung, es anders zu verpacken", schlage ich mutig vor.
Es wird nichts passieren, sofern du es weisst.
Daraufhin komme ich auf die Geschichte von den zwei jungen Frauen aus dem letzten Blogbeitrag zu sprechen und ich erzähle ihm auch etwas über meine Arbeit im Wesenszug. Ich teile mich mit, indem ich ihm sage: "Da wird bestimmt nichts passieren", und darauf hin antwortet er mir: "Das glaube ich nicht."
Weiters, gehe ich auf diese Aussage wie folgt ein: "Wenn du es glaubst, wird es nicht passieren, wenn du es jedoch weißt, dann wird nichts passieren."
Weiters meinte ich noch: "Aber wie du magst".
Ein paar Augenblicke später, dreht er sich zu mir und entgegnet mir, dass er unbedingt reinschauen möchte. Er beginnt eine andere Verpackungslösung für das Weed im Glas zu suchen. Sein kreatives Feuer entfacht und er schnappt sich eine Plastikfolie, die hinter uns auf der Straße oder in einem Karton mit Flyern liegt. Genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich bilde mir ein, dass es die Verpackungsfolie von handelsüblichen Trinkflaschen war, die womöglich bei der Pride ausgeteilt wurden. Wie auch immer. Hingebungsvoll sucht er sich eine trockene Stelle aus der Folie aus und mit meiner Hilfe, füllt er das Gras vom Glas in den gebastelten Plastikbeutel. Ich feiere den Moment mit der Folie, weil wieder Mal alles da ist und wir brechen zum Eingang und zum Security Check auf. Ich bin mit Wanderrucksack unterwegs und mache noch den Scherz, dass ich heute durch einen Impuls mein Taschenmesser zum Glück nicht mitgenommen habe. Wir lachen beide und gehen weiter in Richtung Eingang. Beim Security Check steht ein überdurchschnittlich freundlicher junger Mann und ohne großes Tamtam, lässt er Manuel durch. Dann bin ich bei der Leibesvisitation und aufgrund des vergangenen Amoklaufes in Graz, sind die Securities in Bezug auf Waffenbesitz sehr genau. Da fällt mir ein, dass ich eine Gabel eingesteckt habe und ich teile das dem Securitymenschen ehrlich mit. Er spricht mit mir "per Sie" und ich entgegne ihm: "bitte sag du zu mir." Er lächelt mich freundlich an und ich gebe ihm den Rucksack für den finalen Check. Die Gabel darf ich behalten und sie wird als "nicht gefährlich" eingestuft. Nach der Kontrolle gehe ich auf Manuel zu und erzähle ihm von der Gabel und dass ich bei einem potentiellen Drogenrausch hungrig werde und auf Menschenfleisch losgehen könnte ;) Wir müssen beide lachen und ich genieße den restlichen Abend.
Siehe auch:
• Weiterführendes Hilfsmittel: Ehrlichkeit
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