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Alter als Hindernis zum Erwachen

2024 habe ich eine Dame älteren Alters begleitet. Das genaue Alter weiß ich nicht mehr und ich glaube mich an ein Alter zwischen 60 und 70 Jahren zu erinnern. Sie hat sich nach einer Monatsbegleitung für die Nachtfahrt entschieden und wir waren zwei Tage und zwei Nächte am Stück miteinander unterwegs. Am letzten Morgen der zweiten Nacht, hat sich ein Schmerz gezeigt, den ich als große Wunde bezeichnen würde und der das letzte Öffnen für das Erwachen verhindert hat. Weil ich in den Begleitungen selbst noch dazu lerne, war mir bis dato nicht klar, wie ich mit der Situation umgehen möchte und nun habe ich mich entschieden, den persönlichen Kontakt zu beenden. Auch weil mein Gefühl für diese Arbeit und in der Arbeit mit Menschen wächst, habe ich mich entschlossen, jetzt mal keine älteren Menschen mehr zu begleiten. Ein Einzelgespräch ist immer möglich, jedoch die Begleitung hin zum Erwachen nicht mehr.


Weil die Beziehung zwischen mir und meinen Dienstnehmern*innen durch meine Rolle als Meister eine Einzigartige ist, wollte ich nicht nichts sagen und habe eine Mail formuliert, um mit Respekt und Nächstenliebe aus dieser Beziehung zu gehen. Nachdem die Mail fast fertig geschrieben war, habe ich mir gedacht, dass ich diese auch als Blogbeitrag veröffentlichen könnte und das finde ich richtig, weil viele Menschen an diesem Punkt stehen, wo die Dame aus der Begleitung steht. Dadurch dient diese Mail als Orientierung im bewussten Erwachen und ich sehe sie als wertvolles Hilfsmittel und Orientierung an. Persönliche Details wie z.B. den Namen habe ich verändert und es ist der erste Beitrag, der mich in meiner Rolle und in den Worten als Begleiter direkt und unverblühmt zeigt.


Ein Foto wo zwei Kartoffeln zu sehen sind. Die Eine Kartoffel hat schon Triebe. Beide symbolisieren die Begegnung zwischen begleitender Person und Begleiter

Hi Veronika. Heute möchte ich dir eine Mail schreiben, weil wir aus meiner Sicht nicht ideal auseinander gegangen sind und ich da Klarheit und einen Abschluss reinbringen möchte. Ich knüpfe bei dem an, was ich als letztes wahrgenommen habe, unabhängig davon was sich in der Zwischenzeit bei dir getan hat.


Gut. Los gehts.


Soweit ich mich erinnere, haben wir uns das letzte Mal gesehen, als wir durch die Nächte durchgegangen sind. Da gab es den Moment, wo ich immer wieder eingeschlafen bin und irgendwann hats dir gereicht und du bist gegangen. Aus heutiger Sicht, wäre es gut gewesen wenn ich dich aufgehalten hätte, denn das war genau der Moment was du immer getan hast. Weglaufen, wenns wirklich um Gefühle geht.


Bei unserer Verabschiedung hatte ich den Eindruck, dass es für dich eigentlich so nicht ok war, doch du hast es auch danach nie ausgedrückt. Ich hab das Gefühl, du hast es mitgenommen und unter diesem "mitnehmen" bzw. weglaufen ist aus meiner Sicht ein Schmerz, der sehr tief sitzt. Das habe ich erst in diesem Moment so richtig gesehen. In Wirklichkeit war mein einschlafen auch gut, dass sich das zeigt. Diesen Schmerz haben viele Menschen und die Auflösung dessen, verhindert eigentlich den echten und offenen Kontakt und darauffolgend das Erwachen. Ein Schmerz der kein Warum braucht, sondern der einfach entlassen gehört. Aus meiner Sicht, geht das nicht nur durch folgen der Impulse, sondern ein Schmerzlösen, wododurch das Opferbewusstsein bis zu einem gewissen Teil neutralisiert wird, damit das Opferbewusstsein bewusst wird. Keine Ahnung ob der letzte Satz für dich einen Sinn ergibt. Wenn nicht jetzt, dann womöglich zu einem anderen Zeitpunkt.


Ich hatte nach unseren Begegnungen, selbst ein paar Begleitungen bei Reiner Maria und ich habe mit ihm auch über die Begleitungen von älteren Menschen gesprochen. Es war einfach da und so haben wir uns darüber ausgetauscht. Er macht das schon ziemlich lange in diesem offenen Setting wie ich es auch mache und er meinte, dass er irgendwann damit aufgehört hat, ältere Menschen zu begleiten. Da sind seiner Meinung nach zu viele langanhaltende Verhaltensmuster, wo sich jüngere Menschen einfach leichter tun, diese zu sehen, anzunehmen, auszusprechen und zu entlassen. Und zwar in einem Setting der Begleitung, wo es auf freundschaftlicher Augenhöhe und in diesem besonderen Setting ist.


Da ich selbst im begleiten dazu lerne, habe ich gesehen, dass das auch für mich stimmt und ich bestimmte - ältere Menschen - mit dem was ich anbiete nicht begleiten kann. Ich kann sie schon begleiten, aber es führt nicht wirklich zum Erwachen oder "nur" zu kurzen Einsichten in die letzte Wahrheit. Ich erinnere mich gerne an eine unserer ersten Begleitung, als du nach dem chinesischen Essen am Tisch gesessen bist und es hattest. 

Das ist nicht nichts, wie ich manchmal gerne sage.

 

Ein Einzelgespräch geht als Orientierung bei mir immer, aber die Monatsbegleitungen und das Durchgehen mit alten Menschen nicht mehr.

 

Die Menschen die ich gesehen habe, die beim Durchgehen erwacht sind, die hatten alle ein bestimmte Bewusstsein und Themen wie Scham und Angst waren nicht so stark ausgeprägt wie ich es bei dir sehe. Ich hab das bei dir gesehen, als wir auf der Straße unter Menschen unterwegs waren das hat dich überdurchschnittlich erschreckt. Da suchst du unbewusst Schutz und den musst du dir am Ende selbst geben bzw. wissen, dass du immer beschützt bist. Dieser Schreck kommt nicht von irgendwo und es ist auch egal woher es kommt. Es ist nur ersichtlich, dass du ihn selbst nicht halten kannst. Er ist einfach da und wenn du ehrlich bist ist er das.


Ich habe für mich entschlossen, dass ich dich nicht mehr begleiten will und kann, weil ich das mit der Begleitung von älteren Menschen ähnlich sehe wie Reiner und mir das bewusst wurde. Trotzdem ist es mir ein Anliegen, Menschen zu helfen, die zu mir kommen und nach ihrerer innersten Wahrheit bzw. dem eigenen Erwachen suchen. Auch wenn ich dich jetzt nicht begleite, möchte ich dir etwas mitgeben, weil wir uns begegnet sind und du innerlich gefühlt noch immer suchst. 

 

Ich bin mir sicher, dass du mittlerweile dein Gefühl für deine Impulse gestärkt hast, nur gibt es aus meiner Sicht bei dir diesen einen tiefen Schmerz der entlassen gehört. Und der sitzt aus meiner Sicht so tief, dass es in einer meiner Begleitungen nicht entlassen werden kann, sondern eine Öffnung auf einer anderen Ebene braucht. So fälltst du aus meiner Sicht immer wieder zurück in alte Verhaltensmuster. Bewusstwerdung hin oder her. Manches ist im Körper so tief abgespeichert, dass es ein großes Bewusstsein braucht, die Dinge selbst halten zu können, damit sie gehen können. Und darum empfinde ich es als wichtig, dass der tiefste Schmerz soweit gehen darf, damit ein beobachten und eigenes halten möglich ist. 


Das ist zumindest mein Eindruck von dir und es bringt jetzt auch nichts, romantisch durch die Blume zu sprechen. Das machen die anderen Hilfsdienste, aber das sehe ich nicht als meine Aufgabe in dieser Welt. 

 

So wie es damals war, suchst du dir im Verstand weitere Konzepte, Kurse oder Vorträge, wo du glaubst etwas durch Wissen zu verstehen. Da gehst du ewig weiter. Wenn du glaubst, dass du das brauchst, dann mache es und es ist ws. auch wichtig für dich, damit du sehen kannst "das war es jetzt auch nicht".  Sei dir jedoch bewusst, dass es eine gewisse Suche durch deinen Verstand ist. Schau selbst ob das für dich Sinn macht, ohne gleich zu reagieren oder irgendwas zu tun. Beim Erwachen geht es auch um bewusst werden, was dieser eine Schmerz verhindert, weil du nicht ins durchfühlen kommst.


Dolano - eine meiner Meisterinnen - hat immer wieder das "Mystic Rose Programm" von Osho vorgeschlagen. Das gibt es in Indien, aber auch in verschiedenen Orten in Europa. Da wird durch weinen & lachen tiefster Schmerz aufgelöst, ohne in die Geschichten zu gehen. Danach wird meditiert um zu lernen, im Beobachter zu bleiben und gefühlt zu halten. Das dauert 3 Wochen und ist in einer Gruppe. Das Massenbewusstsein in der Gruppe finde ich persönlich nicht gut, weil die Kursleiter und vorallem die Teilnehmer womöglich nicht erwacht sind, aber die Auflösung von Schmerz durch diese natürlichen Vorgänge, finde ich richtig gut und ich sehe den Sinn für manche Menschen darin. Vorallem für ältere Menschen, die etwas lange mitgetragen haben.

 

Ein paar nützliche Dinge fallen mir ein, die ich dir mitgeben möchte und die dir helfen könnten, den Schmerz auf dieser tieferen Ebene zu entlassen. Geh nur nach dem was dich wirklich anspricht und wo du das Gefühl hast, es könnte passen. Das sagt dir auch dein Körper oder dein Bewusstsein. Hier noch ein paar Dinge die mir einfallen und die sich diesem Schmerz zuwenden.


• "Reise in die unbewussten Teile der Seele" - Hier sage ich auch "vorsicht vor den Geschichten". Hier die Balance zu finden, die Verletzungen zuzulassen und andereseits nicht daran anzuhaften und sie nur als Bilder zu sehen.

• Die Meisterin "Mutter Amma" die durch ihre liebevollen Umarmungen und Mutterliebe heilt.

• Oder etwas wo du mit dem Körper arbeitest, ohne zu reden und zu weinen. Eventuell auch in der Gruppe, aber das weißt du am besten. Und bitte keine Gespräche mit der Gruppe, das ist ein arbeiten und kein entlassen.


Oder du findest eine andere Möglichkeit. Wichtig wäre es aus meiner Sicht, dass du diesen Schmerz siehst und wählst ihn gehen zu lassen. Du kannst das auch dem Göttlichen bzw. Gott abgeben und es wird das richtige kommen, ohne dass du etwas dafür tun musst. Im richtigen Moment wählst du dann. Ich hab meine Hilfsmittel neu überarbeitet und den hingebungsvollen Dienst / Bhakti Yoga hervorgehoben. Den würde ich dir ans Herz legen, weil er diese Hingabe fördert, die ich gerade beschrieben habe.

 

Ich antworte dir nicht auf deine Whats App Nachrichten, weil ich diesen Schmerz noch immer bei dir sehe und wir neben einer Freundschaft, vorallem in der Konstellation der Begleitung gestanden sind und das ist allgemein eine einzigartige Beziehung, wo ich nicht nur einfach da bin und reagiere, sondern bewusst handle, weil du selbst auch die Begleitungen bei mir gewählt hast. Es wäre komisch zu sagen, es gibt nur den freundschaftlichen Teil und wir verbringen Zeit miteinander. Das funktioniert für mich nicht wenn diese Unbewusstheit / Schmerz da ist. Das würde für mich funktionieren, wenn es mich in der Rolle als Begleiter nicht gäbe und wir nicht diese Begleitungstreffen gehabt hätten. Über diese Verstrickung haben wir gesprochen und es war uns beiden klar - sofern du dich daran erinnerst.


Von meiner Seite aus, wirst du nichts mehr von mir hören und ich werde auf deine Nachrichten nicht mehr antworten und auch keine Begleitung mehr vorschlagen, weils "nichts bringt". Womöglich jetzt gerade nicht und eventuell dann, wenn du durch das ausweinen ein Gefühl davon hast, dass du dich selbst halten und zuhören kannst. Das weißt du besser, kennst meine Dienste und hast nun einen Eindruck vom Erwachen. 

 

Erwachen ist ein Geschenk und wenn du es in diesem Leben nicht erfährst, dann kommst du voraussichtlich nochmals auf diese Welt und suchst dir durch das Ego womöglich wieder einen Weg aus, wo du dir Dinge, Umgebungen, Menschen aufhaltst, die dich wieder in diesen tiefen Schmerz bringen. Wissen tu ich es nicht, aber es ist ein Gefühl von Wiedergeburt, dass für mich irgendwo Sinn macht. Dieses neue Leben wählt die Seele aus meiner Sicht nicht bewusst, sondern aus dem Glauben heraus, dass es diesmal durch das Wissen darüber locker durchgeht. Eingebildete Seele wenn man so will ;) Darum lege ich dir ans Herz alles dafür zu tun, final zu erwachen und diesen Schmerz zu lösen. Jetzt nicht mit Anstrengung bzw. biegen und brechen, sondern in einem gewissen streben. Be a light onto yourself. 

 

Für mich selbst, waren die Begleitungen schön aber auch anstrengend und es hat das alles gebraucht, damit es wie es scheint, jetzt zu dieser Mail kommt. 


Für mich als Martin, ist dein Verhalten durch deinen Schmerz toxisch für mich und solche Freundschaften möchte ich nicht mehr. Auch wenn du es unbewusst machst, möchte ich keinen persönlichen Kontakt mehr mit dir haben. Das ist mir wichtig zu sagen, weil wir auch über den Kontakt im Wesenszug Zeit verbracht haben und es ist mir wichtig, dass hier hervorzuheben und zu trennen. Das wars von meiner Seite aus und ich hab viele Momente mit dir sehr genossen. Das weißt du und es war wie wir auch besprochen haben, nicht so leicht zu trennen. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass unbewusstes Verhalten und dieses toxische Verhalten eine nährende und weiterführende persönliche Beziehung verhindern und das will ich nicht. Das wird einseitig und von diesen Beziehungen hatte ich in der Vergangenheit genug.

 

Zusammengefasst:

Auf Basis meiner letzten Wahrnehmung unseres Zusammenseins.

Das ist nicht persönlich (Ego) gemeint und ich möchte es dir von Herzen sagen. 

Du hast viele Lebensjahre auf dem Buckel und hast viele Dinge sehr lange mit dir rumgetragen und realtiv spät erkannt, dass es ein erwachen gibt. Bis dahin, hast du einen Schmerz mitgetragen der sehr tief sitzt und der echtes zuhören und erwachen sehr schwer machen. Der Schmerz gehört aus meiner Sicht auf einer tieferen Ebene entlassen, damit Bewusstwerdung stattfinden kann. Du hast ein schönes Wesen. Das habe ich gesehen, als wir über die selben Dinge gelacht haben und die gemeinsame Zeit beim Durchgehen, z.b. beim Kaffee trinken genossen haben. Es war schon auch sehr lustig :)

 

Doch ist deine Essenz auch dermaßen verdeckt - auch wenn sie sich manchmal zeigt - dass du nicht dein eigenes Licht bleibst, sondern mit dem Strom gehst. Aus Angst und aus Scham. Dieses entlassen wirst du nur in dir selbst finden und das kann dir keine Liebesbeziehung, Freundschaft, Tochterbeziehung oder sonst was abnehmen. Zum Raum halten schon, aber den letzten Schritt musst du alleine gehen, weils nicht um den Raum geht. Unsere Beziehung ist durch das Meister/Schülerin Verhältnis besonders, darum kommt es auch zu dieser Mail und der Trennung. Sonst hätte ich nichts geschrieben und deine Nachrichten ignoriert. Was ich bis dato nicht ganz getan habe, weil der passende Abschluss noch nicht da war. Das ist nun der Moment für mich.


Du kannst diese Mail als Kritik auffassen oder in dich gehen und ehrlich schauen wie es für dich ist und was du selbst über diesen Schmerz wahrnimmst. 🙏


Liebe Grüße und alles Liebe für deine Journey 

Martin


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